Die ersten Tage
Die Entscheidung für ein neues Familienmitglied ist getroffen und endlich naht der Tag, an dem der ausgesuchte Hund bei Ihnen einzieht. Die Aufregung ist groß und alle sind gespannt. Es ist toll, dass Sie sich für einen Hund aus dem Auslandstierschutz entschieden haben und einem Streuner ein neues Zuhause schenken wollen.
Stellen Sie sich nun vor, Sie wären plötzlich an einem neuen Ort, ihre Freunde und Bezugspersonen sind weg, Sie finden sich wieder in einer völlig fremden Welt. Wie würden Sie sich fühlen? Würden Sie sich nicht am liebsten umdrehen und verschwinden?
Ein Hund, der aus dem Ausland kommt, kennt oft nichts außer dem Leben auf der Straße oder einem trostlosen Zwinger.
Sicherheit
In den ersten Tagen hat Ihr neues Familienmitglied unzählige neue Eindrücke zu verarbeiten, viele Geräusche werden es erschrecken, zahlreiche Situationen werden es ängstigen, auch mit Panik muss man rechnen.
Es hat noch keine Bindung zu Ihnen aufgebaut und würde es entlaufen, käme es sicherlich nicht zurück. Rufen wäre sicher sinnlos.
Deshalb ist absolute Sicherheit Priorität!
Schon bald können Sie einschätzen, ob und wovor Ihr Hundekind sich noch ängstigt und gehen sicherer mit den Situationen um.
Und ganz besonders bitten wir Sie, beim Öffnen Ihrer Haus- oder Wohnungstüre aufzupassen. Schon mehrmals ist es passiert, dass die Hunde blitzschnell an ihren Haltern vorbei und hinaus gestürmt sind. Dies geschieht meist in Bruchteilen von Sekunden. Meist rechnet man nicht damit, wenn man nach Hause kommt und die Türe aufschließt, dass das Hundekind derartig schnell vorbei und hinaus „rennt“. Wenn Sie die Möglichkeit haben, eine Zwischentüre zu schließen, denken Sie bitte unbedingt daran. Schon zwei unserer Schützlinge haben deshalb ihr Leben verloren.
Doch bevor es soweit ist, sollten alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen sein und eingehalten werden. Ein ängstlicher Hund sollte unbedingt doppelt gesichert werden, d.h. nur mit Halsband und speziellem Sicherheitsgeschirr nach draußen gehen und auch im eigenen Garten nicht ohne Schleppleine unterwegs sein dürfen, selbst, wenn Sie davon überzeugt sind, dass dieser sicher eingezäunt ist.
Erstmal in Ruhe ankommen lassen…
Viele Tiere haben noch nie ein Haus oder Auto von innen gesehen. Sie kennen keine Leine und kein Gassi gehen. Teilweise haben die Hunde schlechte Erfahrungen gemacht und haben Angst vor bestimmten Dingen oder Menschen (z. B. Männern).
Kommt nun Ihr Vierbeiner in sein neues Zuhause, bedeutet das erst einmal Stress für ihn. Er musste sein bisheriges Zuhause verlassen, auch wenn dies kein gutes war. Seine Freunde und alles was er kannte verschwinden. Der Hund hat meist eine Reise in einem Flugzeug hinter sich. Lärm, viele Menschen, Unruhe, eingesperrt sein in eine Transportbox,… das alles bedeutet Stress für ihn und kann ihm Angst machen.
Kommt der Hund nun in seinem neuen Zuhause an, lassen Sie ihn am Besten einfach in Ruhe.
Natürlich will jeder das neue Familienmitglied kennen lernen und streicheln, aber das würde den Hund in dieser Situation völlig überfordern.
Daher sollten Sie ihm auch Zeit lassen sich einzugewöhnen, bevor Sie Freunde und Verwandte einladen den Familienzuwachs kennen zu lernen.
Nach seiner Ankunft braucht Ihr Hund Ruhe.
Drängen Sie ihn zu nichts und versuchen Sie auch nicht ihn aus der Reserve zu locken. Sie sollten sich auch nicht direkt vor ihn stellen oder ihn die ganze Zeit anstarren. Dadurch verunsichern Sie ihn nur. Lassen sie ihn von sich aus kommen. Er wird vielleicht anfangen sein neues Zuhause zu erkunden: dann lassen Sie ihn ungestört schnüffeln. Sucht ihr Hund einen Rückzugsort, dann lassen Sie ihn dort erst einmal in Ruhe; und seien Sie nicht enttäuscht, wenn er sich nicht gleich für den neuen Hundekorb entscheidet. Der Hund sucht sich einen Platz, an dem er sich sicher fühlt und das sollte man auch akzeptieren.
Das Körbchen kann man dem Hund später dann z. B. mit Leckerchen schmackhaft machen.
Aller Anfang ist schwer
Sie sollten den Hund auf keinen Fall bedrängen. Er hatte wahrscheinlich in seinem bisherigen Leben weder eine Bezugsperson, noch ein Zuhause.
Es wird etwas dauern, bis er Vertrauen zu Ihnen aufbaut. Hier sind Geduld und Einfühlungsvermögen gefragt. Geben Sie dem Hund die Zeit, die er braucht.
Die Eingewöhnungszeit richtet sich immer nach dem Hund.
Je nach Charakter des Hundes kann diese mehr oder weniger lang dauern. Jeder Hund ist anders, die meisten leben sich aber bald gut ein.
Überstürzen Sie nichts. Nehmen Sie sich Zeit. Am Besten planen Sie ein paar Tage Urlaub ein, damit Sie Ihrem Hund eine möglichst stressfreie Eingewöhnungszeit bieten können.
Beginnen Sie mit kleinen Schritten. Die ersten Spaziergänge sollten nicht zu lang sein; 15 Minuten reichen anfangs völlig aus. Ihr Hund kennt wahrscheinlich noch keine Leine und muss erst lernen, was Sie von ihm möchten. Zu viele neue Eindrücke auf einmal können Ihren Hund überfordern und stressen. Daher sollten Sie ihn auch nicht gleich mit in die Fußgängerzone oder andere belebte Plätze nehmen.