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6️⃣3️⃣9️⃣2️⃣ Gerettete & vermittelte Hunde seit 2006.

 

Jung, mittelalt, alt? Welcher Hund passt zu uns?

    Wer plant, einen Hund in die Familie zu holen, macht sich im Vorfeld viele Gedanken. Die Frage, woher Ihr neuer Hund kommen soll, haben Sie, da Sie unsere Seite besuchen, dankenswerterweise wahrscheinlich schon mit „aus dem Tierschutz“ beantwortet. Neben anderen Gedanken, wie z. B. die Größe, werden Sie sich auch darüber Gedanken machen, wie alt das neue Familienmitglied sein soll. Ein Welpe? Erwachsen, aber jung? Schon älter? Oder ein „richtiger Senior“ oder eine „richtige Seniorin“?

    Wir möchten im Folgenden für diese Entscheidung ein paar Anhaltspunkte geben. Die Worte „Vorteile“ und „Nachteile“ vermeiden wir bewusst, denn was SIE als „Vorteil“ ansehen, wäre für andere vielleicht ein „Nachteil“ – abhängig von der jeweiligen Lebenssituation, Familie, Beruf, Freizeitaktivitäten, Wohnsituation, Ihrem Alter …. Vorausschicken möchten wir auch, dass alles, was wir schreiben, wahrscheinlich auf viele, vielleicht sogar die meisten Hunde zutrifft, aber eben nicht auf jeden. Sie als neue Hundeeltern werden immer auf ein Individuum treffen und sollten dies bei all Ihrem Tun berücksichtigen – und begrüßen.

    Wenn Sie in Betracht ziehen, einen Welpen zu adoptieren:

    Welpen, vor allem solche aus dem Tierschutz, haben vielleicht auch schon schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht, aber meist weniger als erwachsene Hunde. Und diese schlechten Erfahrungen werden oft schnell vergessen, und das Hundekind ist so wie ein Kind sein sollte: Unbekümmert, verspielt, freundlich zu allen, offen und neugierig auf die Welt. Das können Sie sich als Hundeeltern zunutze machen und Ihr neues Familienmitglied an genau das heranführen und gewöhnen, was für Ihren Lebensstil wichtig ist. Ein Welpe wird mit Ihnen die Welt außerhalb seines Zuhauses erkunden wollen, er wird Besucher freundlich begrüßen, er wird den/die samtpfotige Mitbewohner/in akzeptieren, er wird Ihre Kommando-Wörter lernen, und vieles mehr. SIE werden und können ihm all das, was er für IHREN Alltag braucht, beibringen. Wenn Sie einen sehr jungen Welpen aufnehmen, können Sie außerdem über die richtige Ernährung noch vieles dazu beisteuern, dass er oder sie gesund alt wird.

    Aber ein Welpe bedeutet auch Üben, Üben, Üben, denn aufgrund seines jungen Alters und in seiner Verspieltheit und Unbekümmertheit hat das Hundekind am nächsten Tag vielleicht schon wieder vergessen, wie es sich in einer bestimmten Situation verhalten soll. Ein Welpe erfordert viel Zeit und Geduld, er will mehr beschäftigt werden als ein älterer Hund. Und trotz Beschäftigung sollten Sie ihn nicht überfordern. Wenn Sie in den kommenden Monaten lange Wanderungen planen – verschieben Sie solche Aktivitäten. Gleich die Zugspitze rauf und wieder runter wäre nicht gut für die noch nicht ausgereiften Knochen, Bänder und Sehnen. Ein Welpe kann mit der Zeit so ziemlich alles lernen, trotzdem hat jedes Hundekind seinen eigenen Charakter, den man nicht „verbiegen“ darf. Ein Beispiel: Trotz allem Üben, Üben, Üben werden Sie aus einem eher vorsichtig agierenden Hundekind keinen Draufgänger machen, aus einem gemütlichen „Bären“ keinen Marathonläufer. Je jünger der Welpe ist, den sie adoptieren möchten, desto weniger können die Tierschützer seinen Charakter einschätzen.

    Wenn Sie in Betracht ziehen, einen erwachsenen Hund zu adoptieren:

    Vieles ergibt sich aus dem, was wir bei den Welpen geschrieben haben. Ein erwachsener Hund ist bereits (je nach Alter etwas) „gesetzter“ als ein Welpe, er hat mehr Ruhe, Neues einzuordnen, und sein Charakter kann eingeschätzt werden. Er ist körperlich von Anfang an mehr belastbar und kann – nach der Eingewöhnungszeit – wirklich die Zugspitze rauf und wieder runter.

    Wie geschrieben: „nach der Eingewöhnungszeit“! Denn wenn Hund (wie leider öfter) als Welpe ins Shelter kam und dort erwachsen wurde, hat er von der Außenwelt in den allermeisten Fällen noch nichts kennen gelernt. Je länger er abgeschottet im Shelter gelebt hat, desto „schockierender“ ist die Welt außerhalb des Shelterzauns für ihn. Je älter er war, als er ins Shelter kam, desto mehr Umwelterfahrung hat er, aber meist auch mehr negative Erfahrungen mit Menschen. Für uns immer wieder erstaunlich ist, wie die meisten Hunde trotz dieser negativen Erfahrungen menschenbezogen und freundlich geblieben sind, auch wenn sie nicht mehr so unbekümmert wie ein Welpe auf alle(s) zugehen. Je nach Charakter des Hundes ist ein erwachsener Hund auch eigenständiger und selbstständiger als ein Welpe, was die Erziehung nicht leichter macht.

    Ob als Welpe ins Shelter gekommen oder als erwachsener Hund – für viele unserer Hunde gilt, dass sie weder Wohnung/Haus kennen noch Autofahren noch An-der-Leine-Gehen noch sind sie von Anfang an stubenrein. Sie werden also mit einem erwachsenen Hund aus einem Shelter genauso üben müssen wie mit einem Welpen, wobei insbesondere Stubenreinheit von älteren Hunden schneller verstanden und umgesetzt wird als von (sehr jungen) Welpen.

    Wenn Sie in Betracht ziehen, einen älteren oder alten Hund zu adoptieren:

    Was wir bei den erwachsenen Hunden über deren Umwelterfahrung, die Erfahrungen mit Menschen und das Kennen eines bei uns „normalen“ Hundealltags in einer Familie geschrieben haben, gilt auch für ältere Hunde.

    Je älter ein Hund ist, desto weniger Bewegung und Beschäftigung braucht er, er schläft länger und mag es auch, wenn man ihn mal einfach in Ruhe lässt. Viele ältere Hunde ruhen in sich und haben eine besondere, faszinierende Ausstrahlung.  Anders als ein Welpe oder Junghund nehmen sie Gutes, das Sie ihnen tun, nicht für selbstverständlich und zeigen eine große Dankbarkeit. Vielleicht braucht ein älterer Hund zunehmend Unterstützung im Alltag, z. B. Hilfe beim Treppensteigen, eine Rampe, um ins Auto zu kommen, ein Mäntelchen bei nasskalten Temperaturen oder ein Kühlhalsband bei Hitze. Naturgemäß wird die gemeinsame Zeit kürzer, je älter der adoptierte Hund ist, aber wie sagte einmal eine unserer Adoptantinnen treffend: „Es ist immer zu früh, wenn ein Hund geht, ob nach vier oder nach vierzehn Jahren.“

    Und wenn Sie einen „richtig alten“ Hund adoptieren und ihm nach oft vielen Jahren auf der Straße oder im Shelter noch ein schönes, angenehmes, sicheres Leben bieten möchten, ist das auch einfach ein „gutes Werk“. SIE machen für diesen Hund den Unterschied, aber ein „gutes Werk“ tut einem, seien wir ehrlich, auch selbst gut.