Meine Familie nahm mich zu sich, als ich ein kleiner Welpe war. Zuckersüß, knuddelig und kuschelig fanden sie mich und konnten gar nicht aufhören, von mir zu schwärmen. Doch aus jedem Hundeknirps wird einmal ein erwachsener Hund. Je größer ich wurde, desto weniger beschäftigten sie sich mit mir. Ich habe es gespürt, als ihre Liebe zu mir nachließ. Doch was sollte ich tun?
Ich hatte mich irgendwann damit abgefunden, nur noch geduldet zu sein. Ich habe nicht aufgehört, meine Familie zu lieben und ihr ein treuer Freund und Begleiter zu sein; auch nicht, als ich fast nur noch auf dem Balkon ausgesperrt war.

Doch was dann geschah, das zerriss mir fast das Herz: Meine Familie zog aus der Wohnung aus und vergaß mich mitzunehmen! Zuerst habe ich es gar nicht realisiert, ich hätte es mir auch im Traum nicht vorstellen können. Aber als mein Hunger und mein Durst  mmer größer wurden und sich über eine lange Zeit die Tür zum Balkon nicht mehr öffnete und ich auch keine vertrauten Geräusche mehr hörte, da bekam ich Angst.

Auch die Nachbarn bemerkten, dass etwas nicht stimmte und schließlich alarmierten sie die Feuerwehr. Die Feuerwehrmänner haben mich endlich vom Balkon befreit und mich ins Tirheim bringen lassen.

 

 

Erst da wurde mir klar, dass ich die Liebe meiner Familie verloren hatte. Ich war ihnen so unwichtig geworden, dass sie mich einfach vergessen hatten. Denn es kann doch nicht sein, dass sie mich absichtlich dort ließen, ohne ein Wort der Erklärung, ohne einen Abschied, ohne eine letzte Umarmung.
Ich werde es niemals erfahren.

Aber ich habe in meinem Innersten die Gewissheit, dass es auch andere Menschen gibt: Menschen mit einem liebenden Herzen, die dazu fähig sind, ihre Liebe zu bewahren und zu behüten. Menschen, die ihre Liebe niemals sterben lassen. Ich möchte solch einen Menschen kennen lernen. Ich wünsche es mir so sehr.

 

Ich bin noch nicht alt, auf ein oder zwei Jahre werde ich geschätzt. Vielleicht habe ich das große Glück, dass mein Wunsch in Erfüllung gehen wird … irgendwann. Ich warte.

 

 

Liebe Leser: Lassen Sie Lorenz nicht zu lange warten. Erfüllen Sie ihm seinen einzigen Wunsch.

Dann können Sie ihn vielleicht schon bald in die Arme schließen, in seine wunderschönen braunen Augen schauen und ihm zeigen, dass seine Zuversicht und Hoffnung nicht vergebens waren.